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Werkbrief

1/25 – Erinnerung gestalten

Erinnerung gestalten

Werkbrief 1/25, 15.12.2025, Text: Mathis Füssler
Bild: Digital Holocaust Memorial

Dr. Peter Daniel ist Mitglied des Schweizerischen Werkbundes, und am Institut für Erinnerungskultur der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien sowie im Kontext von DHM Demokratie tätig. Er setzt sich mit zeitgemässen Formen der Erinnerungskultur auseinandersetzt. Sein Schwerpunkt liegt auf der Frage, wie Erinnerung an den Holocaust unter heutigen Bedingungen vermittelt werden kann – in einer Zeit, in der Zeitzeug:innen zunehmend fehlen, digitale Medien den Alltag prägen und demokratische Werte, der Humanismus an sich,  wieder ganz massiv unter Druck geraten.

Im Zentrum seiner Tätigkeit (in Zusammenarbeit mit Dr. Nicole Horn) steht die Entwicklung und Umsetzung des Digital Holocaust Memorial, einer digitalen Plattform, die neue Wege des Erinnerns eröffnet. Anders als klassische Denkmäler oder institutionell festgelegte Gedenkformen setzt dieses Projekt bewusst auf Offenheit und Beteiligung. Nutzer:innen – insbesondere junge Menschen – gestalten eigene Beiträge in unterschiedlichen Medienformaten und bringen ihre persönlichen Zugänge, Fragen und Reflexionen ein. Erinnerung entsteht hier nicht als abgeschlossene Erzählung, sondern als fortlaufender, wachsender Prozess.

Gestaltung wird nicht als fertiges Objekt verstanden, sondern als Prozess, der gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht. Das Digital Holocaust Memorial schafft einen Raum, in dem Menschen nicht nur über Geschichte informiert werden, sondern selbst Verantwortung übernehmen: indem sie sich positionieren, reflektieren und sichtbar machen, was Erinnerung für sie heute bedeutet. Damit verbindet das Projekt gestalterisches Denken mit politischer Bildung und kultureller Verantwortung.

 

Digitale Erinnerungskultur als demokratische Verantwortung

 

Der Ansatz des Digital Holocaust Memorials und in der Arbeit von Dr. Daniel ist für den Werkbund von grosser Bedeutung. Gerade dort, wo gesellschaftliche Brüche, historische Verantwortung und gegenwärtige Herausforderungen aufeinandertreffen, zeigt sich die Relevanz solcher Ansätze besonders deutlich. Der Schweizerische Werkbund steht für ein verantwortungsbewusstes Gestaltungsverständnis, für gesellschaftliches Engagement und für die Bereitschaft, sich auch mit schwierigen historischen und zeitgenössischen Themen auseinanderzusetzen. Erinnerung wird nicht verwaltet, sondern aktiv gestaltet – offen, dialogisch und zukunftsorientiert.  Antisemitismus sowie jede weitere Form von Diskriminierung haben in diesem Selbstverständnis und im Werkbund generell keinen Platz!

 

Weitere Informationen zum Projekt:
https://dhm-demokratie.com/
https://psychologie.sfu.ac.at/de/fakultaet/institute/erinnerungskultur/