Der Schweizerische Werkbund SWB seit 1913
Die Gründung der Werkbünde war Ausdruck der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Als Teil von Reformbestrebungen in Europa und weiteren Teilen der Welt bezweckten die Werkbünde in ihren Gründungssatzungen die «Veredlung der gewerblichen Arbeit» im Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Handwerk.
Die Werkbünde
1907 wurde der Deutsche Werkbund (DWB) gegründet; 1912 der Österreichische. 1913 folgten der Schweizerische Werkbund SWB und für die Romandie L’Œuvre nach. Zeitweilig existierten weitere Werkbünde; etwa der Tschechische Werkbund bzw. der Schwedische Werkbund, die jedoch ihre Aktivitäten nach ein paar Jahrzehnten einstellten. Bis heute aktiv sind der Deutsche Werkbund DWB und der Schweizerische Werkbund SWB. L’Œuvre löste sich am 22. März 2003 in Lausanne auf. 2004 gründete der Schweizerische Werkbund SWB in der Westschweiz den Werkbund Romandie.
Die Anfänge des SWB
Seinen interdisziplinären Anliegen im Bereich der Gestaltung verschaffte sich der SWB seit Beginn Gehör mittels Aktionen, Tagungen, Wettbewerben, Ausstellungen und Publikationen. Seine Anfänge waren von hitzigen Debatten geprägt. Im sogenannten Typenstreit polarisierten industrieaffine «Typus»-Anhänger und kunsthandwerklich orientierte «Gestalt»-Vertreter die Werkbunddiskussionen.
Neues Bauen und «Die gute Form»
Besonders ruhmreiche Zeiten erlebte der Schweizerische Werkbund in der Ära des «Neuen Bauens», der Werkbundsiedlungen, «der neuen fotografie» (Zwischenkriegszeit) oder später dank der SWB-Auszeichnung «Die gute Form / la forme utile» (1950er/60er Jahre).
Max G. Bollag versteigert Susi und Ueli Bergers «soft chair». Foto: unbekannt. Archiv SWB (Dauerleihgabe Museum für Gestaltung Zürich).
Gestaltung der Umwelt
Nach 1968 verknüpfte eine neue SWB-Generation die Gestaltungsthematik mit grundsätzlichen Fragen der Gesellschafts- und Umweltentwicklung. Die 1970 überarbeiteten Statuten des SWB brachten dies zum Ausdruck: «Ziel und Aufgabe des Werkbundes ist die Gestaltung der Umwelt in ihrer Gesamtheit.»
Kulturpolitik
Mit der Statutenänderung von 2003 wurde der SWB dann – auch in Abgrenzung zu den gängigen Berufsverbänden – zu einer spartenübergreifenden kulturell tätigen Vereinigung erklärt.
Kontinuitäten
Auch wenn sich die inhaltlichen Schwerpunkte den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen anpassten und verlagerten, gelten einige Grundsätze des SWB über die gesamte Zeit hinweg: das Verfechten bzw. Ausloten eines Qualitätsbegriffs für die gestalterische Tätigkeit über die einzelnen Disziplinen hinaus sowie die Offenheit zum Dialog.
Literatur: Gnägi, Thomas; Nicolai, Bernd; Wohlwend Piai Jasmine (Hg.). Gestaltung, Werk, Gesellschaft. 100 Jahre Schweizerischer Werkbund SWB. Zürich (Scheidegger & Spiess) 2013. ISBN 978-3-85881-387-9.
Das Buch wurde von Simone Koller gestaltet und ist im Buchhandel erhältlich.