Der nächste Werkbrief erscheint am 15. Dezember 2023.

Station 8: Stadtspaziergang «Quellen – sources»

Standort

Eingang Kurplatz

Gastgeberin

Andrea Schaer, lic. phil.  Archäologin, Oberwangen bei Bern

Der Kurplatz: Ursprung und Herz der Badener Bäder

Hier beim Kurplatz liegt der Ursprung und das Herz der Badener Bäder. 

Im Bereich des heutigen Platzes entspringt mit dem Grossen und Kleinen Heissen Stein die Badener Hauptquelle mit einer gemeinsamen Schüttung von ca. 140 l/Min. Daneben finden sich mit der legendären St. Verenaquelle und der Wälderhutquelle zwei weitere Quellaufstösse. 

Es ist anzunehmen, dass das Naturwunder der heissen Quellen im Limmatknie bereits vor den Römern von besonderer Bedeutung für die Menschen im Limmattal war und regelmässig besucht wurde. 

Um die Zeitenwende begannen die Römer, die Thermalquellen zu fassen und erbauten eine grosse Thermenanlage, die im 2. Jahrhundert n. Chr. ihre grösste Ausdehnung und Blüte erlebte. Mindestens fünf grosse gedeckte Badebecken und über ein Dutzend kleine Einzelbäder sind bislang nachgewiesen: die gesamte Wasserfläche der Becken römischen Thermen entsprach etwa derjenigen des neuen Bades von Mario Botta! 

Bildlegende: Die Badener Thermalquellen. © Stadtgeschichte Baden/Ikonaut. 21 Quellen sind gefasst.

Der heutige Kurplatz war in der Antike dicht bebaut. Bei der Hauptquelle des Heissen Steins befand sich ein Quellheiligtum, eine Tempel- oder Brunnenanlage, wo die Bäderbesucher um den Beistand der Göttinnen, Götter und Quellnymphen beteten oder sich für Genesung, Gesundheit und erfüllte Wünsche bedankten. Um das sakrale Zentrum herum lagen die Bäder an; gegen Westen und am Hang oberhalb der Thermen befanden sich Unterkünfte.

Nach dem Ende der römischen Herrschaft in unserem Gebiet zu Beginn des 5. Jh. n. Chr., dürften verschiedene der römischen Badebecken weiterhin zum Baden benutzt worden sein; andere Bauten zerfielen oder wurden zerstört.  Das Gebiet des Kurplatzes wurde jetzt zur Freifläche und ab dem Mittelalter zum zentralen Platz in den Bädern.

Bildlegende: Der Kurplatz kurz nach 1800. Im Vordergrund das St. Verenabad. Im Hintergrund das Freibad. Davor ist der grosse Steinblock erkennbar, der die Quelle zum Grossen Heissen Stein abdeckt. Rechts das Gasthaus (und heutige Hotel) Blume. © Grafische Sammlung Historisches Museum Baden. 

Mit dem Freibad und dem St. Verenabad blieben auf dem grossen Platz zwei römische Badebecken bis in die 1840er-Jahre in Betrieb und waren über Jahrhunderte die eigentlichen Wahrzeichen der Badener Bäder. Das St. Verenabad über der gleichnamigen Quelle diente als Armenbad und stand Bedürftigen offen. Die St. Verenaquelle besass aber auch den Ruf, der weiblichen Fruchtbarkeit zuträglich zu sein, weshalb das Bad der Legende nach von zahlreichen auch besser betuchten Damen besucht wurde. Das Freibad war allen Passant*innen sowie den Bürger*innen der Stadt Baden offen; hier bot auch der Schröpfer seine Dienste an. 

Die beiden öffentlichen Bäder unter freiem Himmel bildeten gewissermassen die öffentliche Grundversorgung mit Thermalwasser. 

Begüterte Badegäste hingegen stiegen in den um den Bäderplatz liegenden Gasthäusern und Gasthöfen ab und badeten in deren, den Hausgästen vorbehaltenen, Badeeinrichtungen.

Die Reste St. Verenabades und des Freibades liegen heute noch mehr oder weniger intakt unter dem Kurplatz im Boden. Mit der neuen Platzgestaltung werden die beiden Bäder an der Platzoberfläche markiert. Das Freibad vor dem Schweizerhof ist bereits erkennbar; die Markierung des St. Verenabad wird im Juni gesetzt. 

Der Untergrund des Kurplatzes birgt neben den beiden Bädern St. Verenabad und Freibad noch weitere Zeugen der römischen Bebauung und damit Zeugen aus 2000 Jahren Bädergeschichte.

Die Erneuerung der Thermalwasserleitungen erlaubte 2020/2021 einen archäologischen Blick in den Boden. Dabei konnten nicht nur der Zustand der Ruinen der beiden Bäder geprüft und ihre Lage genau erfasst werden. Erstmals wurden auch Ruinen und weitere Zeugnisse des Quellheiligtums beim Grossen Heissen Stein freigelegt, darunter Reste eines Altars und ein Block aus Lägernkalk mit einer Weihinschrift vermutlich an die göttlichen Quellnymphen. 

Wo immer möglich wurde versucht, die neuen Leitungen in bereits bestehenden Trassen zu führen und die Eingriffe in die archäologischen Überreste möglichst gering zu halten. Dadurch kann das einzigartige archäologische Erbe der Badener Bäder – unsichtbar zwar, aber auf diese Weise am besten geschützt vor weiterem Zerfall – auch für kommende Generationen erhalten bleiben.

 Bildlegende: Ruinen des St. Verenabades vor dem Hotel Verenahof im September 2020. © Kantonsarchäologie Aargau/Samuel Mühleisen.

Veranstaltungen des SWB und der SWB-Partnerinstitutionen

06.12.2023 – 18:30
8640 Rapperswil
Ausstellungseröffnung «Pavel Aguilar. Ein Wiegenlied vom Gold», Kunst(Zeug)Haus, Rapperswil-Jona

06.12.2023 – 19:00
6020 Emmenbrücke
Buchvernissage: Uufgwachse im Schindlerdörfli z’Ämme, akku Emmenbrücke

07.12.2023 – 18:00
Aarau
SWB-Ortsgruppe Aargau: Auswahl 23, Aargauer Kunsthaus, Aarau

10.12.2023 – 11:00
5000 Aarau
Aargauer Kunsthaus, öffentliche Führung «Stranger in the Village», Aarau

10.12.2023 – 11:00
8005 Zürich
Führung Schaudepot, Museum für Gestaltung, Zürich

13.12.2023 – 18:00
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Öffentliche Führung in der Ausstellung zentral!, Kunstmuseum Luzern

16.12.2023 21.01.2024
3602 Thun
Cantonale Berne Jura, Kunstmuseum Thun

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