Der nächste Werkbrief erscheint am 15. Dezember 2023.

Station 7: Stadtspaziergang «Quellen – sources»

Standort

Kurtheater Baden. Projektwettbewerb 1939, Ausführung Architektengemeinschaft Lisbeth Sachs und Otto Dorer. Eröffnung 1952.
Projektwettbewerb 2007, Umbau und Erweiterung durch Elisabeth & Martin Boesch Architekten, Bezug 2020.

Gastgeberin

Die Architektin Elisabeth Boesch war am Projektwettbewerb und der Realisierung des Kurtheaters massgeblich beteiligt. Seit 1982 führen Elisabeth und Martin Boesch gemeinsam ein Architekturbüro in Zürich und bearbeiten mit ihrem Team sämtliche Projekte vom Entwurf bis zur Ausführungsplanung persönlich. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Auseinandersetzung mit bestehender Bausubstanz – sei diese nun denkmalgeschützt oder nicht – mit Realisierungen in der Schweiz, in Deutschland, Japan und Hongkong. Beim Projektwettbewerb für das Kurtheater mit vorangegangener Präqualifikation waren Erfahrung und Referenzen beim Umgang mit denkmalgeschützten Gebäuden gefragt, bei der Ausführung genauso. 

Die junge SWB Architektin Lisbeth Sachs (1914–2002) musste sich vom Wettbewerb (1939) bis zur Fertigstellung des Kurtheaters 13 Jahre lang gedulden. Sehen Sie Parallelen zu Ihrem Gesamtumbauprojekt?

Lisbeth Sachs gewann den Wettbewerb 1939 – ein ungünstiger Moment zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. Sie überarbeitete ihr Projekt 1941. Gemeinsam mit dem Architekten Otto Dorer, der im Wettbewerb den zweiten Rang erreicht hatte, nahm sie von 1944 bis 1947 die Weiterbearbeitung vor. Geldmangel seitens der Theaterstiftung sowie der Rekurs eines Nachbarn bis vor Bundesgericht führten zu Unterbrüchen und Verzögerungen. Das Bauprojekt war 1950 fertig, gebaut wurde schliesslich von 1951 bis 1952.

Ende 2007 wurde unser erstrangiertes, angekauftes Projekt «Equilibre» einstimmig zur Ausführung empfohlen. Nachträgliche Einwände seitens der Denkmalpflege sowie eine Differenz zu den vor dem Wettbewerb abgegebenen allzu optimistischen Kostenprognosen führten zu einer Denkpause und zu einem Planungsunterbruch. 2010 überarbeiteten wir das Projekt bis zur Erlangung des Baukredits 2013 und der Baueingabe. Auch in unserem Projekt verzögerte ein bis vor Bundesgericht gezogener Nachbarrekurs die weitere Planung, die erst 2017 wieder aufgenommen werden konnte. Baubeginn war 2018, Bezug 2020. Unser Projekt für Umbau und Erweiterung des Kurtheaters dauerte also ebenfalls 13 Jahre.

Das Kurtheater wurde in den letzten 70 Jahren mehrmals erweitert und umgebaut. Kann der jetzige Umbau als abschliessendes Gesamtkunstwerk gesehen werden oder muss sich ein Theaterbau in Zukunft ständig wandeln können?

Bereits drei Jahre nach der Eröffnung stellte Otto Dorer dem Kurtheater ein Nebengebäude für Administration, Technik, Garderoben, etc. zur Seite. Im Zehnjahrestakt erfolgten daraufhin tiefgreifende Änderungen im Innern und immer wieder direkte Anbauten sowohl im repräsentativen als auch im betrieblichen Bereich. Mit der Wettbewerbsausschreibung von 2007 war eine erhebliche Vergrösserung der Flächen um mindestens 50% gefordert. Für uns stellte sich die Frage, wie das fein austarierte Gleichgewicht der ursprünglichen Komposition erhalten und in die Zukunft geführt werden kann. Wir fassten das durch Umbauten in mehrere Haupt- und Nebenbauten zergliederte Raumprogramm neu in einem kompakten erweiterten Baukörper zusammen und beantworteten architektonische Fragen aus dem Bestand. Das «unsichtbare» Wachsen des Theaterbaus und das sichtbare Wachsen des Foyers von 1964 – im neuen stecken die Knochen des alten – und deren architektonischer Ausdruck bewirken das angestrebte neue Gleichgewicht. Das Kurtheater ist grösser und flexibler geworden und kann neu nicht nur mit einem, sondern gleich mit drei unterschiedlichen Aufführungsorten im Haus aufwarten (Theatersaal, Neues Foyer und Proberaum). Dazu kommt das Freilichttheater. Die betrieblichen Abläufe sind optimiert, und das Theater ist technisch auf einem aktuellen Stand. Ob neue Anforderungen an das Theaterspiel wiederum neue bauliche Massnahmen nach sich ziehen werden, wird sich weisen. Zumindest den aktuellen Anforderungen von Covid19 ist das Kurtheater mit seiner erweiterten Fläche und der neuen Flexibilität ganz gut gewachsen.     

Was ist für Sie das architektonische Herzstück des umgebauten und erweiterten Kurtheaters?

Es hat neu nicht nur ein Herz, sondern gleich drei Herzen: das frisch renovierte Sachs-Foyer, das neue Foyer und den neuen Backstagebereich. 

 

 

 

Veranstaltungen des SWB und der SWB-Partnerinstitutionen

07.12.2023 – 18:00
Aarau
SWB-Ortsgruppe Aargau: Auswahl 23, Aargauer Kunsthaus, Aarau

10.12.2023 – 11:00
5000 Aarau
Aargauer Kunsthaus, öffentliche Führung «Stranger in the Village», Aarau

10.12.2023 – 11:00
8005 Zürich
Führung Schaudepot, Museum für Gestaltung, Zürich

13.12.2023 – 18:00
6002 Luzern
Öffentliche Führung in der Ausstellung zentral!, Kunstmuseum Luzern

16.12.2023 21.01.2024
3602 Thun
Cantonale Berne Jura, Kunstmuseum Thun

19.01.2024
7000 Chur
SWB-Ortsgruppe Graubünden: Save the Date: Kaminfeuerabend, Chur

03.05.2024 04.05.2024

Save the Date: Werkbundversammlung und Werkbundtag 2024

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