Der nächste Werkbrief erscheint am 15. Dezember 2023.

Station 5: Stadtspaziergang «Quellen – sources»

Standort

Kurpark Baden, 1875 eröffnet, 2007-2009 saniert.

Gastgeber Rainer Zulauf

Der Landschaftsarchitekt war an der Sanierung des Kurparkes massgeblich beteiligt.

Was möchten Sie uns aus landschaftsarchitektonischer Sicht zum Kurpark auf den Weg mitgeben? 

Der heutige Kurpark unterscheidet sich bis auf die Ausdehnung und die dendrologisch wertvolle Baumsubstanz weitgehend von der Originalanlage von 1875. Seither ist sehr viel gartenarchitektonische Feinsubstanz verloren gegangen. Insbesondere fehlen heute die in den 1970-er Jahren entfernte Parkumzäunung, ein feines Wegnetz mit kleinen Aufenthaltszonen, die ehemals hoch entwickelte Wechselflorkultur sowie die Tradition der Kübelpflanzen.

Viele Verluste und zwischenzeitliche Beeinträchtigungen der Parkanlage konnten rückgängig gemacht werden. So wurde das Areal erheblich vom Verkehr sowie von Parkplätzen entlastet. Ein neuer Weiher ersetzt ein älteres Konstrukt. Die ausserordentliche Vielfalt der ursprünglich Baum- und Gehölzsammlung ist instand gestellt. 

Der Kurpark ist heute eine sehr beliebte und intensiv genutzte innerstädtische Erholungsanlage. Im Gegensatz zu früher sind die grosszügigen Wiesen- und Rasenflächen nutzbar. Der Nutzungsdruck (auch als städtisches Festgelände) ist gross. So muss dieser «freie Raum» immer wieder auch gegen die unterschiedlichsten Ansprüche von aussen verteidigt werden.

Diese sensible Anlage bedarf einer dauerhaft intensiven Pflege. Sowohl werterhaltende Massnahmen als auch Erneuerungen sind nie abgeschlossen.

In welcher Tradition steht der Park? 

Der Kurpark entstand am Ende der hierzulande noch gepflegten klassischen, auf klaren Geometrien fussenden Gartengestaltungstradition und im Übergang zum Landschaftsgarten. Das schliesslich auch unter dem damaligen Kostendruck realisierte Projekt zum expliziten Kurpark manifestiert diesen Übergang auf eindrückliche Weise. Geometrische Strukturen wechselten respektive überlagerten sich mit frei gestalteten, sogar sehr romantischen Partien. Am heutigen Baumbestand lässt sich jedoch kaum mehr ablesen, dass der Kurpark Fragmente von ehemals geometrischen Pflanzanordnungen enthält. 

Nur noch mit sehr viel Imaginationsvermögen ist es wohl möglich, den damaligen Kurpark wieder in Ansätzen auferstehen zu lassen. Gut gekleidete Badener und erlauchte Kurgäste ergötzten sich bei Kuchen und Tee auf der von unzähligen Kübelpflanzen gesäumten Kursaalterrasse an den Klängen des Kurorchesters, schwangen manchmal das Tanzbein zu einem Walzer, bevor sie dann gemessenen Schrittes durch den Park flanierten; sich an den üppig gestalteten Blumenbeeten mit Bananenstauden, Lantanenbäumchen und viel Exotischem erfreuten. Auf dem geschwungenen Brücklein über den von Birken gesäumten Schwanenweiher reichte sich wohl ab und zu ein verliebtes Paar am Abend schüchtern die Hände, bevor die Tore des Kurparks wieder schlossen.

Worauf haben Sie bei der Sanierung besonders geachtet?

Allen Eingriffen im Kurpark liegen gartendenkmalpflegerische Kenntnisse und die angemessene Würdigung der vielen, sich überlagernden Zeitschichten dieser Anlage zugrunde. Das Abwägen von Rekonstruktionsansätzen, Interpretationen sowie der Zufügung neuer, teilweise rein funktionaler Elemente begleitete konstant die Sanierung und Entwicklung dieses städtischen Kleinods. Immer wieder musste für sehr unterschiedliche Bedürfnisse und Anliegen nach vertretbaren, dem Kurpark gerecht werdenden Lösungen gesucht werden. Viele Tropfen des unabdingbaren Herzblutes für ein solches Projekt sind versickert, mehr davon haben aber zum Wachsen und Gedeihen der Anlage beigetragen.

Die Etappen der Sanierung seit den 1960-er Jahren

Nach der Betreuung des Kurparks durch Alber Zulauf seit den 1960-er Jahren, wurde 1993 im Kontext grosser Umbauten am Kursaal (Casino) erkannt, dass für den Erhalt und die Entwicklung dieser zentralen städtischen Grünanlage eine Vision (Idealplan) erarbeitet werden muss. Damit wurde dessen Sohn Rainer Zulauf beauftragt. Aufgrund dieses Plans wurden sukzessive Werterhaltungs- und Erneuerungsmassnahmen umgesetzt, stets begleitet durch den Landschaftsarchitekten.

Auch die Überarbeitung des Idealplans 2003 erfolgte mit Rainer Zulaufs Mitarbeit bis hin zur später erfolgten gartendenkmalpflegerischen Instandstellung der Kurtheaterumgebung. Momentan werden grössere Ersatz- und Entwicklungsmassnahmen zu Gunsten der einzigartigen Baumsubstanz geprüft (Überalterung, Sturm- und Schneeschäden).

Zum Nachlesen

Berger Burger, Heidi; Zulauf Rainer; Schaer, Andrea; Villiger, Jörg. Die Umgestaltung des Kurparks Baden – vom Idealplan 2003 bis zur ersten Sanierungsetappe. In: Badener Neujahrsblätter 2011, 86. S. 60–68.

https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=ban-001:2011:86::255#63

Furter, Fabian. «Überall schlichen die Kurgäste»: aus der Geschichte des Kurparks und seiner Bauten, In: Badener Neujahrsblätter 2011, 86. S. 50–59.

https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=ban-001:2011:86::255#53

 

 

Veranstaltungen des SWB und der SWB-Partnerinstitutionen

07.12.2023 – 18:00
Aarau
SWB-Ortsgruppe Aargau: Auswahl 23, Aargauer Kunsthaus, Aarau

10.12.2023 – 11:00
5000 Aarau
Aargauer Kunsthaus, öffentliche Führung «Stranger in the Village», Aarau

10.12.2023 – 11:00
8005 Zürich
Führung Schaudepot, Museum für Gestaltung, Zürich

13.12.2023 – 18:00
6002 Luzern
Öffentliche Führung in der Ausstellung zentral!, Kunstmuseum Luzern

16.12.2023 21.01.2024
3602 Thun
Cantonale Berne Jura, Kunstmuseum Thun

19.01.2024
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03.05.2024 04.05.2024

Save the Date: Werkbundversammlung und Werkbundtag 2024

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